Autorin Alinka Anna Copyright ©
Engelchen
Sie wollte nur einen Spiegel, ein Schmuckstück.
Einen Spiegel, der nicht sie und ihre Seele, auch keine vergangenen Zeiten wiedergibt.
Wie im Spiegelbild reflektierte sich eine wunderschöne Frau, die von Schicksalsschlägen gezeichnet wurde.
Mit vorsichtigen Schritten wagte sie sich zur Beurteilung eines kleinen Kästchens, das sie unbedingt verkaufen wollte. Sie schwärmte davon, vom Erlös einen Spiegel für ihr Bad kaufen zu können.
Ihre Schritte, Silhouette, feines Gesicht ließen erahnen, wie schön sie mal war und dass ihre Schönheit unter harten Schicksalsschlägen gelitten hat.
Wertige Garderobe hat sie sich für die Präsentation des Kästchens nicht ausgesucht. Wahrscheinlich hatte sie schon länger keine mehr.
Sie war arbeitslos, mittellos. Auf Flohmärkte ging sie regelmäßg, um etwas zum weiteren Verkauf zu finden.
An einer dunkleren Ecke saß eine junge Frau mit Baby im Hintergrund. Sie bot ein Kästchen an, brauchte dringend Geld für Babynahrung.
Die beiden Frauen begegneten sich. Die leidgekennzeichnete Frau gab der Mutter ihr letztes Geld für das Kästchen.
Ihre Armut schmolz in eine melancholische Gemeinsamkeit hinein.
Mit dem erworbenen Kästchen begab sie sich in eine Verkaufssendung und hoffte auf gutes Ergebnis.
Die Beurteilung über die Wertigkeit des Kästchens war ihr nicht vorrangig, der Kaufpreis sollte nur für den ersehnten Spiegel reichen.
Die Gebote für das kleine Kästchen hörte sie nicht.
Engelchen! – eine sanft-warme Stimme erreichte sie aus der Käuferecke. Den erhofften Betrag hat sie vom Käufer bekommen.
Mit zittriger Stimme sagte sie…ich verkaufe Ihnen das Kästchen.
Dann drehte sie sich kurz um, mit tränengefüllten Augen sagte leise: Danke, dass Sie mich Engelchen genannt haben.
…